ARMENIEN
Bergkarabach
Das Rote Kreuz hilft Menschen aus Bergkarabach
Im September 2023 flohen an die 200.000 Menschen, nahezu die gesamte Bevölkerung, aus Bergkarabach nach Armenien. Frauen, Kinder und ältere Menschen armenischer Herkunft kommen in Bussen, in Autos, aber auch zu Fuß aus ihrer Heimat Bergkarabach über die Grenze. Das alles passiert in nur wenigen Tagen und ist medial nur kurz im Fokus der Aufmerksamkeit.
Das Armenische Rote Kreuz (ARCS) versorgte in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) Menschen noch auf der Straße mit Wasser und Lebensmitteln. "Ich habe noch nie so abgemagerte Menschen gesehen“, erinnert sich Armida Zakharyan, Psychologin vom ARCS.
1.500 Mitarbeiter:innen und Freiwillige wurden mobilisiert, um ankommende Menschen zu registrieren, sie mit dem Nötigsten zu versorgen, psychische Unterstützung zu bieten und getrennte Familien wieder zusammenzuführen. Das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) unterstützte das ARCS nach der Eskalation des Konflikts im September 2023 finanziell, um die Bereitstellung von Hilfsgütern für ankommende Menschen in Armenien zu ermöglichen.
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Bedarf an medizinischer Versorgung und Integration
Am 20. Dezember 2023, und damit vier Tage vor Weihnachten, trifft eine Gruppe des ÖRK in Masis, 45 Minuten mit dem Auto von der armenischen Hauptstadt Yerevan entfernt, Bella Gharamanyan, ihren Mann, ihren Sohn und ihre zwei kleinen Töchter. Ein ehemaliger Kindergarten wurde hier zu einer Notunterkunft für Geflüchtete aus Bergkarabach umfunktioniert. Viel altes Spielzeug erinnert noch an den Kindergarten von früher, sonst ist die Stimmung eher trist. Viele der Fenster des baufälligen Gebäudes sind kaputt, in den Zimmern ist es dementsprechend kalt.
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„Wir haben alles, was wir hatten, einfach zurückgelassen und sind gerannt. Mein Mann und meine drei Kinder“, berichtet Bella. „Meine ältere Tochter benötigt dringend Medikamente, denn sie hat eine Nierenkrankheit. Wir müssten für die Medikamente bezahlen, können uns die aber nicht leisten und finden keine Arbeit.“ Im von Armut gezeichneten Armenien sind die Bedingungen für die geflüchteten Menschen besonders hart. Unterstützung erhalten sie vor allem auf freiwilliger Basis von der armenischen Bevölkerung oder durch Spenden, etwa bei einer Verteilung von Hygiene-Paketen und Kochgeschirr durch Freiwillige des ARCS.
Im Dezember 2023 startete das ÖRK mit dem ARCS ein von der Europäischen Union (EU) gefördertes gemeinsames Projekt für Menschen aus Bergkarabach: Sie erhalten Bargeldhilfe und psychosoziale Betreuung. Zusätzlich werden Initiativen zur Integration in den lokalen Arbeitsmarkt gefördert. So können sich Familien Schritt für Schritt ein neues Leben in Armenien aufbauen.